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Platzreife - das goldene Kalb des DGV

Bürokratie- und Reglementierungswahnsinn in Deutschland

In Deutschland muss alles seine Ordnung haben. In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele Gesetze, wie bei uns. Diese vermessene Gründlichkeit macht natürlich auch vor Freizeitbeschäftigungten keinen Halt. Was Engländer, Amerikaner und Kanadier - immerhin führende Golfnationen - gar nicht kennen, ist in Deutschland zum goldenen Kalb geworden: Die Platzreife.

Das System der Spielvorgabe mag ja noch ganz nett sein. Immerhin gibt man auch sehr schlechten Golfern die Möglichkeit, sich messbar zu verbessern. In England oder den USA wird das Handicap nur ab 36 gezählt. Schlechter geht da nicht. Übertragen auf Deutschland heißt das, dass 45% der Golfer nicht in der Handicap-Wertung auftauchen, weil Sie nie besser als 36 über Par spielen. Wir geben also der größten Vorgabenklasse die möglichkeit, sich von 54 bis 36 zu verbessern. Das ist sinnvoll, weil nicht so viele sich schon beim ersten Turnier auf unter 36 verbessern.

Um in Deutschland auf einem Golfplatz zu spielen, benötigt man aber zwingend eine Platzreife. Das mag ganz sinnvoll sein, wenn es um die Benimmregeln beim Golf geht. Bei den spielerischen Fähigkeiten springen einem die Argumente nicht sofort ins Auge. Dass Divots aus dem Fairway geschlagen werden, ist gerade bei den guten Spielern so und gehört beim Golf dazu. Außerdem halten gerade die vermeintlich guten Longhitter dadurch den Betrieb auf, weil sie minutenlang ihre Bälle im Rough suchen und natürlich keinen Flight dahinter durchwinken.

Haben wir nicht alle schon Leute im Flight gehabt, über deren Platzereifeprüfung man schwer ins Grübeln gekommen ist? Da wird gehackt und geflucht und der ganze Spielfluss ins Stocken gebracht, trotz unglaublich guten Handicaps. Zwischen Tagesform und Desaster gibt es manchmal nur geringe Unterschiede. Um all dies wissend, verblüfft es schon, warum in Deutschland so unnachgiebig mit diesem Thema Platzreife umgegangen wird.

Platzreifekurs trotz Handicap 16?

Eishockey-Nationalspieler Christoph Schubert, Neuzugang von den Hamburg Freezers, musste im Jahre 2011 auf Schloss Lüdersburg seine Platzreifemachen, obwohl er ein offizielles Handicap von 16 hatte. Schubert absolvierte über 300 Spiele in der amerikanischen Profiliga NHL für die Ottawa Senators und wohnte dort nur 15 Minuten von einem Golfplatz entfernt. Kein Wunder also, wenn er sich auf ein Handicap von 16 unterspielte. Da man aber in Kanada so etwas wie eine Platzreife nicht kennt, wurde er tatsächlich dazu genötigt, eine solche in Deutschland abzulegen.

Das ist nichts anderes als kranker Bürokratismus und peinliche Erbsenzählerei im Namen eine Golfverbandes, der nicht schrecklicher und verkrusteter sein kann. Da ist man dann lieber gegenüber einem anderen Golfverband misstrauisch, lässt aber innerhalb des DGV die schlimmsten Hacker auf den Platz, weil der Unterricht zumeist zu wünschen übrig läßt. Aber das ganze hat System, denn das grausame Treiben der PGA wird nicht nur unterstützt, sondern durch den DGV noch auf die Spitze getrieben, weil man demjenigen, der das meiste Sponsorengeld mitbringt, den dicksten Platz auf der Website einräumte. Den Herrn Vandenberge hat man zwar mittlerweile zum Teufel gejagt, besser wurden die Schwungtipps leider nicht. Das dabei tausende Golfer einen gesundheitsschädlichen Golfschwung gezeigt bekommen, ist den Herren in den Gremien egal. Hauptsache, jeder kann so eine schicke Platzreife-Urkunde vorzeigen.

Und so lange beim DGV fleißig weiter ums Goldene Kalb getanzt wird, bleibt nur ein Urteil: Armes Deutschland.


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