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Glosse: Golfschlägerbau der Superlative

Aerodynamik erreicht den Golfsport - PING sorgt für Wirbel

Es war nur eine Frage der Zeit, bis der erste Golfschlägerhersteller dreist oder einfältig genug ist, bei der Entwicklung seiner neuen Golfschläger den Hinweis auf Aerodynamik und Strömungslehre zu geben.

Aber was macht eigentlich die neuen Golfschläger von PING so besonders? Die neuen Hölzer von PING, man ist inzwischem bei der Bezeichnung G30 angekommen, glänzen mit einem niedrigeren Luftwiderstand. Potzblitz, was für eine Sensation. Vor allem weil auch diese Schläger die gleich große Schlagfläche aufweisen, wie alle anderen Modelle zuvor. Mit einer solchen fast senkrechten Vorderfläche hat man aber immer den Luftwiderstand eines Kleiderschranks.

Da nützen die wie Kiemen aussehenden Schlitze in der Sohle und die länglichen Hügel auf der Krone des Kopfes reichlich wenig. Zumindest dürfte der Effekt eines geringeren Luftwiderstands kaum gut für auch nur 5 Meter Distanzgewinn sein. Aber bei PING geht es ja eigentlich auch um etwas anderes. Es wird nicht die Aerodynamik gepriesen, sondern man hat bei der Entwicklung des neue Kopfes auf die Turbulator-Technologie gesetzt. Da muss man lange suchen, bis man die Ursprünge dieser Technik im Internet findet.


Die große Dreckschleuder

Unter www.turbulatorusa.com findet man dann aber doch alles, was man über diese "Turbulator Technology" erfahren möchte. Besonders überzeugend fanden wir das folgende Video, denn der Turbulator ist im Grunde eine kräftige Dreckschleuder.



Auf der Website des Entwicklers findet man noch eine ganze Reihe anderer Videos, die alle demonstrieren, dass man Schlamm und verschmutztes Wasser mit dem Turbulator durchwirbeln kann. Aber wollte PING nicht eigentlich mit diesem, einen technischen Vorsprung suggerierenden Ausdruck auf einen verringerten Luftwiderstand aufmerksam machen? Dann hat man dafür den völlig falschen Ausdruck gewählt. Glückwunsch! Aber bei den vielen vollmundigen Versprechen der Golfschläger-Hersteller ist es irgendwie erfrischend ehrlich, wenn jetzt ein Vertreter seine Technolgie-Bezeichnung von einer Dreckschleuder abkupfert.

Mit dem Luftwiderstand bzw. Strömungswiderstand ist das aber auch so eine Sache. Laut Wikipedia sind es die physikalischen Größen Druck und Schubspannung, die an der Oberfläche eines Körpers wirken und damit zum Strömungswiderstand beitragen können. Dementsprechend kann der Strömungswiderstand in einen Druckwiderstand und einen Schubspannungswiderstand aufgeteilt werden. In Abhängigkeit von der Form des umströmten Körpers und der Anströmrichtung kann der Druckwiderstand oder der Schubspannungswiderstand überwiegen. Bei einem Driver mit einer fast senkrechten Vorderseite überwiegt der Druckwiderstand so sehr, dass auch beim günstigsten Schubspannungswiderstand der cw-Wert nicht befriedigend sein wird. Allerdings muss man schon zweifeln, ob diese großen Kiemen der Schlägersohle einen positiven Einfluss auf den Strömungswiderstand haben. Die Turbulator-Technologie steht ja auch eher für mehr Verwirbelungen und nicht für weniger.


Das Dilemma mit den Weiterentwicklungen

Aber so ist das, wenn man jedes Jahr neue Modelle auf den Markt bringen muss und diese immer viel besser sind als alle Vorgänger. Irgendwie muss man diese Vorzüge ja auch erklären oder zumindest mit einem schicken Namen versehen können. Ohne Marketig-Story oder USP kein Verkaufserfolg. Fakt ist aber, dass die größten Unterschiede seit ein paar Jahren eher im Design und weniger in der Performance liegen.

Es ist das ewig leidige Spiel: Jedes Jahr kommt ein neues Modell in der Hoffnung auf den Markt, genau damit wieder einen Golfer anzusprechen und zum Kauf zu bewegen. Irgendwie muss man ja besser Golf spielen. Warum nicht mit einem neuen Golfschlägersatz? Weitere Abschläge? Gerne und wenn es am Luftwiderstand liegt. Plausibilität? Was soll das denn? Es geht hier um Werbung und da ist jede Lüge erlaubt.

Für Hersteller von Golfschlägern übrigens ein völlig frustrierendes Geschäft, denn der größte Performance-Gewinn im Golf wurde nicht durch Schläger, sondern durch bessere Golfbälle erzielt. Mehr Schlagweite durch neue Schläger wurde bestenfalls durch Tricksereien beim Schlägerloft erreicht. Während ein Eisen 7 vor 25 Jahren noch ein Loft von 37 Grad hatte, liegt der Wert heute bei 33 Grad. Vier Grad steiler heißt ein leicht flacherer aber vor allem längerer Ballflug. Den Platz nach oben hat man sich geschaffen, weil es weder Eisen 2 noch Eisen 3 mehr gibt. An deren Stelle sind Hybrids bzw. Rescues (Markenbezeichnung von Taylor Made aber im Prnzip der gleich Blödsinn) getreten. Zwitterschläger zwischen Eisen und Fairwayholz, für Hersteller ein luktratives Geschäft.


Untaugliche Verbesserungsversprechen

Machen Sie sich bitte frei von der Vorstellung, durch neue Golfschläger ein besserer Golfer zu werden. Das ist Unsinn. Obwohl alle Hersteller jedes Jahr sensationell bessere Golfschläger auf den Markt bringen, hat sich das durchschnittliche Handicap der Golfer weltweit in den letzten Jahren nicht verbessert.
Obwohl alle Hersteller alljährlich mit einem sagenhaft besseren Driverkopf nach dem neuesten Stand der Technik auf den Markt kommen, werden diese Schläger bei den Long Drive Championships nicht gespielt. Da kommen eher Marken wie Alpha oder Bang zum Einsatz. Ihre Weiten erzielen die Longhitter auch eher über einen optimal angepassten und verlängerten Schaft.


Fitting wichtiger als Design-Schnickschnack und Aerodynamik

Es wäre schön, wenn es besser gefittetere Golfschläger gebe. Ein am Körper und Schwung eines Golfspielers angepasster Golfschläger würde viel mehr für die Performance tun, als eine andere Gewichtsverteilung im Kopf oder eine bessere Aerodynamik. Aber die meisten Hersteller sind sehr eingeschränkt beim Fitting-Angebot. Viel schlimmer aber ist, das ein Hersteller wie PING zwar ein Fitting suggeriert, theoretish sogar optimal gefittete Schläger liefern könnte, in der Praxis aber nicht in der Lage bzw. gewillt ist, auch wirklich Schläger zu bauen, die den Ergebnissen des Fittings tatsächlich entsprechen. Und so ein Hersteller baut mit Erkenntnissen aus der Strömungslehre seine Schläger? Vergessen Sie das! Bei PING kann man froh sein, wenn der Griff am richtigen Ende des Schaftes aufgezogen wird.



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